erscheint voraussichtlich April 2004
ca. 250 Seiten, Broschur
ca. 19 Euro (D) / 19,6 Euro (A) / 34 sFr
ISBN 3-936931-17-8
Auf den Schnittstellen zwischen
Wirklichkeit und Möglichkeit, Gegenwart und Zukunft
herrscht inzwischen reger Verkehr, der unsere immer
rasantere Lebenspraxis zwischen PC, E-Mail und WWW so
nachhaltig wie unabsehbar prägt. Doch bereits zuvor waren
Philosophie, Kunst und Technologie virtuelle Welterschließungen,
die uns nicht ganz unvorbereitet in diese Sphären treten
lassen. Wo bewegen wir uns, wenn wir uns im Virtuellen
bewegen? Enden wir alle in der Matrix oder leben wir längst
in einer? Welche Überraschungen birgt der Kurzschluss
weltumspannender Datennetze für den "Homo
cyber-sapiens" und seine soziale Verfassung? Diesen
Fragen geht Goedart Palm in einem weiten Spektrum zwischen
digitalem Code, Netzexistenzen, virtuellen Kleinwelten und
dem Vorschein eines umfassenden Cyberspace nach.
Goedart Palm (www.goedartpalm.de),
geboren in Köln. Studium der Philosophie,
Rechtswissenschaften und Kunstgeschichte. Promotion zum
Thema "Staatliche Kunstförderung". Eigene
Anwaltskanzlei. Vorträge und zahlreiche Texte zu Medien,
Krieg, Kunst u.a., seit 2000 insbesondere für die
Online-Magazine "Telepolis" und "Parapluie".
Virtualität beginnt im Kopf. Unser
Gehirn filtert, konstruiert, interpretiert und formt unsere
Wahrnehmung. Schon der Kommunikationspsychologe Paul
Watzlawick fragte uns "Wie wirklich ist die
Wirklichkeit?" und schrieb in seinem Buch
unterschiedliche Essays zum Thema von einer möglichen
Kommunikation mit Außerirdischen mittels Mathematik bis hin
zu Verschleierungstaktiken der Spionage-Services.
Text: Moritz Sauer
Auch Goedart Palm, der regelmäßig
für telepolis.de schreibt, stellt die Frage an den Anfang
seines Buches, dass Formen und Fragen der Virtualität in
verschiedenen Räumen untersucht. Während er im ersten
Hauptkapitel seine virtuelle Wirklichkeitslehre abklopft und
vorstellt, Überlegungen anstrengt und wissenschaftlich mit
Aussagen anderer Kommunikations- und Medientheoretiker
vergleicht, so wird er im zweiten Teil "Virtuelle
Passage" des Buches konkreter und beschreibt Virtualität
verschiedenster Techniken von E-Mail, virtuellen Museen bis
hin zu Suchmaschinen.
"CyberMedienWirklichkeit"
geht der Frage nach, wie der Mensch sich durch Technik verändert
und wie er mit ihr umgeht. Neben hoch abstrakten Exkursen
gibt es auch leicht lesbare Kapitel. Insgesamt ein
Abenteuer, dass einem Gedankengänge mitgibt, die Abstand zu
neuen Medien geben, alte Philosophen wie Nietzsche zitiert
und einen am Ende ein wenig schlauer scheinen lässt. (mo.)
Rezensentin/Rezensent:
Rezensentin/Rezensent aus Leipzig Deutschland
CyberMedienWirklichkeit ist ein
Buch, welches man nicht mehr so schnell aus der Hand legt.
Wir bewegen uns heutzutage mehr in der Virtualität, als
mancher es für möglich hält. Wirklichkeit ist kein fester
Begriff mehr, den man sich sicher sein sollte; Wirklichkeit
ist ein Netz voller Spannungen und Gegenspannungen, die erst
in der Konstruktion dieser ihre Existenz konstituieren. Die
Welten des Cyberspace wurden nach dem Platzen der New
Economy-Blase allzu sehr unterschätzt, was dem Gegenstand
allerdings einfach nicht gebührt. Gerade weil wir nicht
wissen, wohin die Reise geht, kommt es darauf an, diesen
Vorteil effizient auszunutzen - wie das geschehen kann,
zeigt in der gegenwärtigen deutschen Virtualitätsliteratur
niemand anderes besser als der Bonner Publizist Goedart
Palm. Fazit: Unbedingt lesen! Wer das nicht tut, verpasst
etwas.
Multiversen wie jene definieren sich nicht mehr durch
Territorien oder Nicht-Territorien, weil sie selbstreflexiv
agierend vorgeben, wer und wie über die omipotente Schöpfungsgabe
bei der Auslotung hyperrealer Umweltfaktoren Einfluss nimmt.
Seit jeher befinden wir uns auf den Spuren viel
versprechender Eingangshallen und Katakomben der mehr oder
weniger luzid wie nicht-luzid gesponnenen Humangeschichte,
doch die Zeit der großen Ideen wie Utopien scheint nur noch
von prä-historisch annektiertem Wert zu sein. Spätestens
nach dem Platzen der Dotcom-Blase haben Pessimisten jedweder
Coleur mehr als genug zu tun, ihre Untergangsprophezeiungen
wieder aus den verstaubten Schubkästen zu hieven und salonfähig
zu machen. Allerdings, es gibt Hoffnung, wenn auch der Erlösungsgehalt
höchst gewagter, jedoch umso lohnenswerter Natur ist: Der
Bonner Publizist Goedart Palm schafft Abhilfe, räumt auf
mit den ubiquitär zirkulierenden zwangs-cyberphoben
Mythenerzählungen, die den Blick auf das Wesentliche verhüllen,
mit nahezu jedem neuen Transformationsprozess
technologischer Innovationen schon das Sterbeglöckchen der
vermeintlich so kristallklar konstituierten Conditio Humana
läuten hören. Jeder von uns befindet sich so oder so in
diesem Weltkörper, bekommt das allerdings nur allzu oft
wenig bis gar nicht mit. Unsere scheinbar so wirkliche Außenwelt
ist längst von artifiziell bescheinigten Apparaturen
unterwandert worden. Einen Unterschied, der einen
Unterschied macht, ist mehr denn je mit dringlicher Vorsicht
zu genießen, da der ach so kritische Beobachter selbst Hals
über Kopf mit in den Laboratorien der Virtualität steckt.
Das muss keineswegs unbedingt heißen, dass von nun an alles
in feucht-fröhlicher Beliebigkeit ausartet, doch wäre es
nicht falsch, sich dieser cyber-immanenten Zustände zu
vergegenwärtigen, um auf den äußerst fragilen virtuellen
Schwebstoffen Standfestigkeit zu bewahren. Wer sich nicht
darüber im Klaren ist, wo er ist, wenn er überhaupt ist,
muss zwangsläufig damit rechnen, das Anschlusssignal zum
Gateway seiner Existenz zu verpassen. Wer nicht verdrahtet
oder zwischen den Magnetfeldern der virtuellen Zugangscodes
umgeben haust, befindet sich im Zweifel im kommunikativen
Nirgendwo. Wer möchte das schon sein? Der Mensch ist
aufgrund der evolutionären Schematik seines Wesens stets
darauf bedacht, Unsicherheiten zu vermeiden, wenn auch nicht
gegen weniger riskante neue Freiheiten einzutauschen. Wo wir
auch stehen, wer heute noch am Abgrund driftet, kann morgen
schon einen Schritt weiter sein, ohne dass er es jemals
vermutet hätte. Eine bodenlose Existenz? Unvorstellbar!
Aber in Zukunft schon wahrscheinlicher, wenn angenommen
werden kann, dass der Absturz als solcher von einer leicht
schweifenden medialen Zauberwatte weggefegt wird. All dies
weiß man allerdings (noch) nicht. Was man aber weiß, ist,
dass unsere Art und Weise, wie wir Denken, Fühlen und
Handeln völlig neu geschrieben werden muss. Cyberspace ist
mehr als eine Welt, mehr als ein Universum, gar mehr als
lediglich alle Multiversen zusammen. Cyberspace ist der
Begriff für eine völlig radikal neu auszubuchstabierende
Existenzweise, die der Phantomhaftigkeit unseres Daseins auf
die Schliche kommen will. Ob das gelingen kann, zeigt das
Lesen dieses Buches. Sie werden - im Sinne von Foucault - am
Ende ein ganz Anderer sein als am Anfang."
Toepi, 2004-05-06
"Wirkungs-
bzw. Rezeptionsgeschichte" ;-)
Review
by Ricarda Drüeke: CyberMedienWirklichkeit,
für Diplom-Designer/in (FH/Uni) -
Multim./Virt. Realität-Design: Adressen/Medien
Der alltägliche Cyborg, vulgo: Radfahrer -
von Konstanze Palm im Januar 2004 gezeichnet. Kinder sind regelmäßig
virtueller als Erwachsene und dabei hochabstrakt - vgl. oben die
Hand-Steuer-Servoeinheit...
Woher
rührt
das Interesse am Virtuellen?
Der Künstler Alfred Hofkunst wünschte sich
seinerzeit einen Kunden, dem er eine repräsentative Bibliothek
zeichnen wollte. Die Vorstellung hat mich immer fasziniert. Eine
riesige Buchrücken-Landschaft und nichts dahinter - außer eben der
Imagination über den Inhalt dieser virtuell anwesenden Bücher, wo
doch Bücher ohnehin virtuelle Objekte schlechthin sind.
Ich würde immer einen Kuchen vorziehen, der
in einem Automatenrestaurant kredenzt wird, gegenüber einem, der über
die Ladentheke gereicht wird, ohne zu verkennen, dass Verkäuferinnen
mitunter oder häufig etwas Roboterhaftes haben, was sie dann wieder
erträglich macht... mehr und ernsthafter unter diesen
Stichworten ... Nach oben